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Polizei legt Sicherheitsbericht 2019 vor

Kriminalität: Realität trotzt subjektivem Sicherheitsgefühl

Am gestrigen Mittwoch stellten die Regensburger Polizeiinspektionen Nord und Süd und die Kriminalpolizei den Sicherheitsbericht 2019 für die Stadt Regensbug vor. In fast allen Kriminalitätsbereichen gingen die Deliktzahlen teilweise sehr deutlich zurück.

Laut Polizei wichtig für die “subjektive Sicherheitslage”: Kameras. Foto: om

„Die objektive Sicherheitslage in Regensburg“ sei gut, sie decke sich „jedoch nicht immer mit dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung“. So steht es in Punkt 21, den die Polizei dem gestern veröffentlichten „Sicherheitsbericht 2019 für das Stadtgebiet Regensburg“ hinzugefügt hat. Titel: „Subjektive Sicherheitslage“. Um Diskrepanz zwischen der Realität und den diffusen Sicherheitssorgen „der Bevölkerung“ entgegenzuwirken, kündigt die Polizei eine erhöhte Präsenz im Stadtgebiet an. Mehr Streifen, reflektierende Warnwesten, Segways und „uniformierte Pedelecs“ sollen hierzu einen Teil beitragen.

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Die gefühlte Sicherheit dient auch als Hauptargument für die gesichtserkennende Modernisierung und Ausweitung der Videoüberwachung rund um das Bahnhofsareal. Faktisch war diese Gegend 2019 auch ohne die neue Technik so sicher wie lange nicht mehr. Zumindest, wenn man sich auf die in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erhobenen Zahlen stützt. Und man kann der Polizei nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht auch um Fakten bemüht wäre. Immer wieder wird im Sicherheitsbericht und der flankierend veröffentlichten Präsentation mit Ausrufezeichen, Fettschrift und dicken schwarzen Pfeilen mit Minusprozenten nachdrücklich und nicht zwischen den Zeilen darauf hingewiesen: Ja, das ist ein deutlicher Rückgang! Hier können Sie es sehen, schwarz auf weiß.

Signifikanter Rückgang von Delikten

Was geht aus dem Sicherheitsbericht hervor? In fast allen Kriminalitätsbereichen gingen die angezeigten Delikte 2019 gegenüber dem Vorjahr und im Fünfjahresvergleich teilweise erheblich zurück. Mit drei Ausnahmen: Wohnungseinbrüche, Fahrzeugaufbruch und Rauschgiftkriminalität. Beim Wohnungseinbruchsdiebstahl (96 Fälle) ist die Steigerung mit 52,4 Prozent besonders signifikant, liegt allerdings trotzdem unter den Werten in den Jahren 2015 bis 2017. Im Fünfjahresverlauf fällt auf, dass im Jahr 2018 die Fallzahl (63) außergewöhnlich niedrig war.

Ähnlich stellt sich die Situation beim Diebstahl aus Fahrzeugen dar. Hier ist mit 103 Taten ein Anstieg von 14,6 Prozent zu verzeichnen, allerdings ist auch dies im Fünfjahresvergleich nach 2018 der mit Abstand zweitniedrigste Wert. Zum Vergleich: 2016 waren es 288 Fälle.

Mehr Drogenkontrollen

Den Anstieg der Rauschgiftkriminalität um 12,9 Prozent (1.401 Fälle) erklären die Sicherheitsbehörden selbst vor allem mit „der Intensivierung der Kontrollen an relevanten Örtlichkeiten.“ Explizit genannt ist hierbei das Bahnhofsumfeld. „Die Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität“ betrachtet die Regensburger Polizei auch künftig als einen ihrer Arbeitsschwerpunkte.  

Signifikant gesunken ist die Kriminalität vor allem in folgenden Bereichen: Sexualdelikte (-26,6 Prozent, 113 Fälle), die meist – wie die Polizei betont – „im privaten Nahfeld“ geschehen, Gewaltkriminalität (-15,5 Prozent, 393 Fälle), Sachbeschädigung auf öffentlichen Straßen und Plätzen (-33,5 Prozent, 216 Fälle), Raub (-11,9 Prozent), gefährliche Körperverletzung (-13,5 Prozent, 313 Fälle) und Diebstahlsdelikte insgesamt, darunter besonders Ladendiebstahl (-20,7 Prozent, 1.456 Fälle) und sogar Fahrraddiebstahl (-8,6 Prozent, 1.078 Fälle).

Auffällig bei Körperverletzungsdelikten: Während in der Gesamtstadt die Zahlen im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr zurückgingen (-2,1 Prozent), stiegen sie in der Innenstadt im gleichen Zeitraum um zehn Prozent an. Fälle gefährlicher und schwerer Körperverletzung erhöhten in der Innenstadt um zwei auf 49. Von allen Körperverletzungsdelikten wurde lediglich ein Fall als schwere Körperverletzung eingestuft.

Straßenkriminalität auf Langzeitminimum

Im Bereich der Straßenkriminalität, die für die objektive und subjektive Sicherheitslage besonders im Fokus steht, gingen die erfassten Straftaten auf einen Tiefststand von 2.262 Fällen zurück. Hierunter sind ausgewählte Delikte gefasst, „die ausschließlich oder überwiegend auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen, einschließlich öffentlichen Verkehrsmitteln, begangen werden.“ Darunter fallen unter anderem Sexual- und Gewaltdelikte, Diebstahl, Raub und Sachbeschädigung im öffentlichen Raum. Allein Fahrraddiebstahl, Diebstahl aus und an Fahrzeugen und Sachbeschädigungen machen übrigens 85 Prozent dieser Delikte aus.

Entwicklung der Straßenkriminalität in Regensburg nach Polizeilicher Kriminalstatistik. Bild: eigene Darstellung

Gegenüber 2018 ist die Straßenkriminalität insgesamt um 14,1 Prozent zurückgegangen. Mit Blick auf die letzten 15 Jahre gab es im Jahr 2019 mit Abstand so wenige Straftaten wie noch nie. Noch signifikanter drückt sich der Rückgang in der Häufigkeitszahl aus, die Delikte ins Verhältnis mit der Einwohnerzahl setzt. Mit 1.482 Fällen pro 100.000 Einwohnern ist in Regensburg ein deutliches Langzeitminimum zu verzeichnen.

Im Jahr 2019 wurden in Regensburg insgesamt 11.984 Straftaten (ohne Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht) registriert. Im Vergleich zu Vorjahr ist das ein Rückgang von knapp 800 Straftaten. Die Aufklärungsquote stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 64,0 Prozent.

Zusammengefasst gibt es in Regensburg also den niedrigsten Stand der Gesamtstraftaten, die höchste Aufklärungsquote und die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit mindestens fünf Jahren. Ihre Präsenz erhöhen will die Polizei trotzdem – des Gefühls wegen.

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Kommentare (8)

  • Seebrücke statt TauchBrucker

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    Wie erklärt sich das die örtliche 4,45% “Stimme der schweigenden Mehrheit”- Partei?

  • Däumling

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    Die Zahlen für 2020 werden richtig gut sein, gefühlt wie auch faktisch!

  • auch_ein_regensburger

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    Mit anderen Worten: Wir dürfen uns bei sinkender Straßen-Kriminalität auf mehr Polizei-Präsenz einstellen. Toll, toll, toll!

  • Piedro

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    @auch_ein_regensburger
    Und natürlich auf teure Hightech-Überwachung am Bahnhofsplatz, um streunende Obdachlose und mutmaßliche Kiffer im Blick zu behalten. Glückliches Regensburg! Dafür darf die Präsenzpolizei jeden Bürger verdachtsunabhängig durchsuchen, mitnehmen und für eine Weile aufbewahren. Ist doch supi. Wer sich da nicht gleich viel sicherer fühlt… ist vermutlich Realist.

  • blondieGIRL

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    Kommentar gelöscht. Bleiben Sie beim Thema.

  • Giesinger

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    Ausnahmsweise mal ansatzweise ultracool, Senior Piedro!

  • Tobias

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    In meinem Wohnhaus gab es mehrere Kellereinbrüche (mindestens 3), vermutlich über Nacht und heute wurde ein Fahrrad als gestohlen bemerkt. Wer ist zur Polizei gegangen? Ich. Sonst keiner. Für die Anzeige alleine habe ich 1 Stunde gebraucht (Minoritenweg) und die Polizei, für die Beweisaufnahme, kam ganze 11 Tage später als die Anzeigenerstattung! Kein Wunder, dass man sich das schenkt…

    Schon sind aus (mindestens) 4 Delikten einer geworden. Ein Rückgang um 75%! Super! So sicher alles hier in Regensburg!

    Die anderen haben einfach nichts angezeigt.

  • Piedro

    |

    @Tobias
    “kam ganze 11 Tage später als die Anzeigenerstattung!”
    Präsenz zeigen und gleichzeitig präsent sein geht halt nicht, da müssen Prioritäten gesetzt werden.

Kommentare sind deaktiviert

drin